Der Himmel war bedeckt, und eine graue, gleichmäßige Wolkendecke hing über der Landschaft, als ich meine Kamera schnappte und loszog. Es war einer dieser typischen Herbsttage, an denen die Farben matt wirken und die Atmosphäre ruhig und fast ein wenig melancholisch ist. Trotzdem – oder gerade deswegen – liebe ich solche Tage für Fototouren. Ohne großen Plan und nur mit meinem 70-200 mm f/2.8-Objektiv über der Schulter machte ich mich auf den Weg, um Landschaften und vielleicht ein paar herbstliche Strukturen einzufangen.
Ich war schon eine Weile unterwegs und ließ meinen Blick über die Felder schweifen, als plötzlich eine Bewegung meine Aufmerksamkeit erregte. Ein Turmfalke! Direkt über dem Nachbarfeld zog er seine Kreise, ruhig und konzentriert, während er mit scharfen Augen die Wiese absuchte. Hin und wieder stoppte er in der Luft und rüttelte, genau an Ort und Stelle, um nach Beute zu spähen.
Ich blieb stehen und beobachtete ihn fasziniert. Turmfalken sind für mich immer etwas Besonderes, mit ihrer eleganten Art zu jagen und ihrem scheinbar mühelosen Flug. Natürlich hob ich die Kamera, um den Moment festzuhalten. Doch mit meinem 200-mm-Objektiv kam ich nicht so nah heran, wie ich es mir für solche Wildlife-Aufnahmen gewünscht hätte. Trotzdem drückte ich den Auslöser – auch wenn es nicht für Details reichte, wollte ich den Moment nicht ungenutzt lassen.
Nach einigen Minuten entschied sich der Falke, auf einem der nummerierten Pfosten mitten im Feld zu landen. Diese Pfosten markieren wohl unterirdische Leitungen, doch für ihn war es ein perfekter Beobachtungspunkt. Dort saß er nun, stolz und regungslos, seine Silhouette klar gegen den grauen Himmel. Der Pfosten stand direkt neben einem schmalen Feldweg, der bei Spaziergängern beliebt ist, doch der Falke ließ sich von der gelegentlichen Bewegung am Wegesrand nicht stören.
Langsam näherte ich mich, blieb aber auf dem Weg, um ihn nicht zu verschrecken. Ich ging in die Hocke und suchte den besten Winkel, während ich durch den Sucher beobachtete, wie er seine Umgebung im Blick behielt. Es war still, nur hin und wieder hörte ich die fernen Rufe von Krähen. Die graue Lichtstimmung und der ruhige Falke auf seinem erhöhten Posten hatten etwas Zeitloses, fast Symbolisches.
Nach einer Weile spannte er seine Flügel auf, zögerte kurz und flog dann mit kraftvollen Schlägen davon. Ich schaute ihm nach, bis er in der Ferne wieder über dem Feld zu kreisen begann, und senkte schließlich die Kamera.
Für Landschaftsfotografie war der Tag vielleicht unspektakulär, aber diese Begegnung machte ihn für mich unvergesslich. Es sind solche unerwarteten Momente, die Fototouren zu etwas Besonderem machen – selbst an grauen Herbsttagen.